Das Land droht durch seine verschiedenen Projekte den Stadtbezirk Bad Cannstatt zu überfordern. Nicht nur ist eine Landeserstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete (LEA) hier in der Prüfung, sondern das Sozialministerium plant die Einrichtung eines Maßregelvollzugs für psychisch kranke Straftäter im ehemaligen Rot-Kreuz-Krankenhaus, unweit der Cannstatter Innenstadt. Der Gewerbe- und Handelsverein (GHV) in Cannstatt befürchtet eine Gefährdung der Sicherheitslage genau so wie einen immensen Standortnachteil für Gewerbeansiedlung und Wohnungsmarkt.
Forensik-Pläne bereiten Sorgen
Deshalb habe ich mich mit den Vorstandsvorsitzenden des Gewerbe- und Handelsvereins (GHV) im Zentrum von Bad Cannstatt getroffen. Im Gespräch wurde erneut deutlich, welche Brisanz die aktuellen Planungen rund um die Forensik haben. Von den Vorstandsvorsitzenden Gerhard Bach (Unternehmensberater) und Claudia Sailer (Verkaufsleiterin Bäckerei) kam eine klare Botschaft: So wie es jetzt läuft, kann es nicht weitergehen. Die Planungen des Landes lassen die Interessen von Cannstatt außer Acht. Hier fehlt den unterschiedlichen Ministerien das Fingerspitzengefühl. Wir waren uns einig, dass die Entwicklung eines modernen Ärzte- und Gesundheitszentrums eine viel sinnvollere Nachnutzungsmaßnahme des Standorts am ehemaligen Rot-Kreuz-Krankenhaus wäre – insbesondere hinsichtlich des Ärztemangels in Stuttgart.
Aufwertungsmaßnahmen dauern zu lang
Für viele Gewerbetreibende ist die Entwicklung eine Standortentscheidung: Bleiben wir in Cannstatt oder nicht? Genau wie ich stellt sich der GHV grundsätzlich gegen die derzeit geplanten Maßnahmen einer Forensik. Sie befürworten eine möglichst schnelle Entscheidung – denn je länger die Frage offen bleibt, ob es eine Forensik und/oder eine LEA in Cannstatt geben wird, desto größer wird der Unmut bei den Menschen vor Ort. Ein weiteres Problem: Das Land trifft die Entscheidungen, doch die Stadt muss mit den Konsequenzen umgehen. Das wird in Bad Cannstatt deutlich spürbar. Notwendige Aufwertungsmaßnahmen werden nicht in der Geschwindigkeit umgesetzt, die eigentlich nötig wäre.
Ortskern muss mit dem Pkw erreichbar bleiben
Neben der Forensik-Debatte steht Bad Cannstatt auch vor massiven Herausforderungen in der Verkehrsinfrastruktur. Die Sperrung der Rosenstein- und Wilhelmsbrücke zeigen: Wenn der Autoverkehr eingeschränkt wird, leiden Handel und Gewerbe. Das Stadtzentrum muss weiter für den Pkw- und Lieferverkehr zugänglich sein. Der GHV fordert deshalb für die Zeit der Bauarbeiten eine Ausweichbrücke, damit die Verkehrswege nach Cannstatt für Lieferverkehr und Kunden mit dem Pkw frei bleiben.